Wer kennt die Zwinger- zählt die Namen?

von Raymonde Harland

erschienen in "Maine Coon first"

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Böse Zungen behaupten, manch Eine züchtet nur um endlich die Namen zu vergeben, die ihr das Standesamt für die Kinder nicht genehmigen wollte. Ich spielte als Kind mit meiner Freundin "Namen vergeben" am liebsten für Zwillingspärchen: Peter und Petra, Kuno und Kunigunde.... wem kein Name mehr einfiel, der hatte verloren.

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Ähnlich ergeht es wohl der Maine Coon Züchterin, die einen Namen für ihren Zwinger sucht. Etwas mit "Maine" oder "Coon" - oder doch lieber etwas mit "Wald"? Amerikanisch soll es sich anhören und nicht zu kitschig, urwüchsig und naturverbunden, vielleicht auch einen Bezug zum Wohnort haben. Es ist wirklich erstaunlich, welche Wortschöpfungen da zustande kommen.

Abwandlungen bekannter alter Zwingernamen, wie "Heidi Ho", sind natürlich Tabu. Wer will sich schon nachsagen lassen, daß er auf Verwechslungen hofft! Aber auch die bekannten Eigennamen der ersten Maine Coon umgibt eine Schutz-Aura. Dies sind die Katzen mit denen jede Züchterin sozusagen "per Du" ist: Jonathan und Lotte, Bridget Katt und Andy Katt, Sonkey Bill; hier genügt der Vorname und jeder weiß Bescheid. Auch für die nächste Generation gilt dies noch, wobei von einigen im Stammbaum des 1. DEKZV sowieso der Zwingername nicht erscheint: Dallas, Bilge, Berna - (nie sollst du mich befragen!).

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In späteren Generationen tauchen bekannte Name häufig auf, "Mr. Spock" z.B. gibt es Dutzende (obwohl Kenner natürlich wissen, daß es nur einen einzig wahren "Mr. Spock" gibt). Ob hier die spitzen Ohren der Coonies oder das Anhängen an fremde Erfolge der Grund für die Namengebung war?

Manche Züchter halten sich in der Namengebung an eine Maxime. Der eine schwört auf Indianernamen, der andere hält sich an gute alte deutsche Vornamen, der dritte mag es seltsamerweise orientalisch und der vierte liebt die Koseformen, auch daran erkennt der Stammbaumforscher Zwinger.

Wertet man die Wurfmeldungen an die IG-Zeitung "Maine Coon first" aus den letzten vier Jahren aus, kommt man zu einigen interessanten Ergebnissen:

Am beliebtesten sind angelsächsische Vornamen (290 Kitten) und Fantasynamen (72 Kitten). Es folgen Indianernamen (33 Kitten), oder was man dafür hält. Dabei wird es schwierig, noch etwas Neues zu finden, besonders in den ersten sechzehn Buchstaben des Alphabet. Denn auch wenn es nicht Vorschrift ist, gehen die Züchterinnen in der IG bei der Namengebung für die Würfe zu ca. 73% alphabetisch vor. Am beliebtesten in der IG Maine Coon waren in den letzten vier Jahren die Namen: Filou (6 Kitten), Gismo (auch in anderer Schreibweise 6 Kitten), Bonnie (5 Kitten), Dakota (5 Kitten), Felix (4 Kitten), Billy (4 Kitten), Ceyenne (4 Kitten), Casimir (auch mit "K" 4 Kitten), Beauty (4 Kitten) und Dream Boy (4 Kitten). Auf Platz 2 der Beliebtheitsskala stehen jedoch Namen mit dem Zusatz "Blue" (24 Kitten). Ob die Züchterinnen wohl besonders stolz auf diese Farbe sind? Der Zusatz "Dream" (13 Kitten) ist nur halb so beliebt und die übrigen Farben werden auch seltener aus dem Namen ersichtlich: cream (2 Kitten), weiß/blanco u.ä. (2 Kitten), silver (1 Kitten), red (3 Kitten) und black (7 Kitten). Auf Platz 3 der Beliebtheitsskala stehen Namen mit Ortsbezug in den USA (21 Kitten). Daß ein Jungtier ein "Boy" ist verrät der Name bei 7 Kitten, den Zusatz "Girl" tragen nur 4 Kitten. Besonders große Kitten mit dem Zusatz "Big" gibt es öfter (5 mal), als kleine mit dem Zusatz "Little" (3 Kitten), wenn man nicht die "Benjamin" (2 Kitten) dazu zählen will. Den Mond bringen die Züchterinnen 6 mal mit dem Namen ihres Nachwuchses in Verbindung (Namenszusatz "Moon"), die Sonne nur 2 mal (Namen mit "Sun"). Beliebt sind auch noch die Zusätze "Sue" (4 Kitten) und "Lee" (5 Kitten). Doch bei 1336 Kitten, die in den letzten vier Jahren der IG in 292 Würfen gemeldet wurden, kann man sagen, daß die IG-Mitglieder sich große Mühe geben, originelle Namen zu finden.

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Warum nur tragen 8 Kitten Teufel- oder Hexen-Namen? Coonies sind doch so friedlich! Oder sind sie teuflisch gut? Zum Ausgleich gibt es auch 8 Kitten mit Namen von Feen und guten Zauberern. Verständlich sind die Namen mit "Tiger", "Puma" und "Bear" (insgesamt 5 Kitten).

Die meisten Namen des IG-Nachwuchses beginnen mit einem "B" (142 Kitten), gefolgt von "C" (141 Kitten), "D" (129 Kitten) und "A" (114 Kitten). Nur ein Kitten trägt einen Namen, der mit "X" beginnt, immerhin vier tragen einen Namen mit "Z", fünf einen Namen mit "V", neun einen Namen mit "O", elf einen Namen mit "W", fünfzehn einen Namen mit "U", siebzehn einen Namen mit "Q" und sogar achtzehn einen Namen mit "Y" von denen jeder ein Unikat ist. Dies ist wirklich die hohe Kunst der Namengebung! Von Namen mit Q, X und Y sollte man sich daher beizeiten einen kleinen Vorrat anlegen.

Im Durchschnitt betrug die Wurfstärke 4,6 Kitten, dementsprechend hatten die Würfe am häufigsten 4 Kitten (69 Würfe) oder 5 Kitten (63 Würfe). Würfe mit nur einem Kitten kamen immerhin auch 15 mal vor, mit neun Kitten gab es 2 Würfe und den Rekord hält ein Wurf mit 10 Kitten. (Berücksichtigt wurden wieder nur die in "Maine Coon first" veröffentlichten Würfe).

Wohl dem, der einen kurzen Zwingernamen hat! Er hat es leichter mit nur 26 erlaubten Buchstaben auszukommen. Zur Not helfen allerlei Abkürzungen und Tricks z. B. "BusterKeaton" in einem Wort schreiben. Kauft man eine Katze von einem Verband in dem die Anzahl der Buchstaben nicht begrenzt ist, erkennt man den schönen langen Fantasynamen kaum wieder in der abgekürzten Form auf dem vom 1.DEKZV umgeschriebenen Stammbaum - schade.

Das Privileg, Namen zu vergeben, läßt sich eine Züchterin kaum nehmen. Der Käufer kann seine Katze ja letztendlich nennen wie er will. Trotzdem zucke ich immer noch zusammen, wenn aus dem sorgsam ausgesuchten Namen "Agamemnon" ein "Dickerle" geworden ist.

In einem bekannten Gedicht wird behauptet, daß jede Katze drei Namen hat, den offiziellen im Stammbaum, den Kosenamen seiner Menschen und den geheimen Namen, den nur die Katze weiß. Hören tut sie manchmal auf einen davon. Ich weiß aber sicher: alle Katzen hören am besten auf ein Geräusch, nämlich den Dosenöffner beim Öffnen einer Dose - doch wie schreibt man das?